Farbverbindliches Arbeiten: Equipment und Anleitung
Wenn Sie am Monitor Farben definieren oder ein Bild bearbeiten, sollte sich die Darstellung am Monitor nicht wesentlich vom späteren Druckergebnis unterscheiden. Damit Sie farbverbindlich arbeiten können, benötigen Sie zunächst einen hochwertigen Monitor, ein Kalibrierungsgerät, neutrales Umgebungslicht (Normlicht) sowie eine blendfreie Umgebung.
Hinweis zu den Produktempfehlungen auf dieser Seite
Mit den folgenden Produktempfehlungen möchte ich Ihnen die aufwendige Recherchearbeit nach gutem Equipment etwas erleichtern. Wenn Sie über den jeweiligen Amazon-Link etwas kaufen, erhalte ich zusätzlich eine kleine Provision von Amazon. Damit unterstützen Sie meine Arbeit als Selbstverleger. Meine Empfehlungen erfolgen dabei nach rein objektiven Gesichtspunkten, ich stehe in keinerlei Verbindung zu den herstellenden Firmen. Bei Fragen können Sie mir gerne eine E-Mail an feedback@michael-neuhauser.de senden. Vielen Dank!
Der richtige Monitor
Anforderungen an den Monitor für farbverbindliches Arbeiten
Blickwinkelstabilität
Günstige Monitore sind häufig nicht sehr blickwinkelstabil. Heißt die Helligkeit, der Kontrast und die Farben verändern sich, wenn Sie leicht schräg auf den Monitor schauen. Da Sie nicht immer eine genormte Sitzposition einnehmen werden ist dies problematisch. Produktbilder mit einheitlicher Farbgebung nebeneinaderzustellen und anzugleichen ist auf solchen Schirmen nahezu unmöglich. Spätestens wenn Sie gemeinsam mit einem Kollegen Farben am Monitor beurteilen möchten, wird sich durch die unterschiedlichen Blickwinkel die Darstellung stark unterscheiden. Achten Sie deshalb auf einen Monitor mit möglichst blickwinkelstabilem Display. Als relativ blickwinkelstabil gelten Monitore mit VA-Panel* oder IPS-Panel. Weniger blickwinkelstabil sind die weit verbreiteten Monitore mit TN-Panels.
*Bei einem technischen Gerät mit einem Display oder einem Bildschirm, nennt man das technische Bauteil welches das Bild darstellt Panel.
Darstellbarer Farbraum
Abhängig von Ihrem grafischen Schwerpunkt muss der Monitor unterschiedliche Farbräume abdecken. Für Fotografen sind beispielsweise die großen Farbräume AdobeRGB und ECI-RGB relevant. Wenn Sie hauptsächlich im Offsetdruckbereich arbeiten ist es wichtig, dass die Druckfarbräume Iso Coated v2 und PSO Coated v3 verbindlich wiedergegeben werden können.
Kontrastverhältnis
Der darstellbare Kontrast wird mit dem Kontrastverhältnis beschrieben. Dieser Wert gibt den Helligkeitsunterschied zwischen einem weißen und einem schwarzem Bildpunkt an. Bei einem Kontrastverhältnis von 1000:1 kann ein Monitor einen weißen Bildpunkt 1000 mal heller darstellen als einen schwarzen Bildpunkt.
Bildhomogenität (Helligkeitsverteilung und Farbreinheit)
Die Helligkeitsverteilung beschreibt, inwieweit der Monitor über die gesamte Monitorfläche eine einheitliche Helligkeit aufweist. Die Farbreinheit gibt an, inwiefern Farben über die gesamte Monitorfläche einheitlich dargestellt werden.
Hardwarekalibrierbarkeit
Wird ein Monitor mit einem Messgerät kalibriert, misst dieses zunächst welche Farben der Monitor tatsächlich darstellt, wenn er vom Computer ein Farbsignal erhält. Die Kalibrierungssoftware vergleicht anschließend den gewünschten Farbwert mit dem auf dem Monitor dargestellten Farbwert. Kommt es hier zu Abweichungen, wird die Software versuchen den Unterschied zu korrigieren. Dies kann auf zwei Arten geschehen:
- Ermöglicht der Monitor eine Hardwarekalibrierung, kann die Kalibrierungssoftware direkten Einfluss auf die im Monitor hinterlegten Einstellungen nehmen und diese anpassen. Die notwendigen Änderungen werden dabei in die LUT (Lookup-Table) des Monitors geschrieben.
- Bei der Softwarekalibrierung hingegen werden die notwendigen Änderungen nur über die Grafikkarte mit einem korrigierten Farbprofil vorgenommen. Dies kann jedoch zu stufigen Farb- und Helligkeitsverläufen (Tonwertabrissen) und einem verkleinerten darstellbaren Farbraum führen.
Mattes Display
In Glossy-Monitoren (beispielsweise von Apple) spiegelt sich die Umgebung und verfälscht damit die Farb- und Bilddarstellung. Deshalb kommen bei professionellen Proof-Monitoren nur matte Displays zum Einsatz.
Monitore der Firma Apple
Ein Großteil der Grafiker arbeitet mit Produkten und somit Monitoren von Apple. Insofern möchte ich dazu vorab ein paar Worte verlieren. Inwiefern Sie Monitore in MacBooks und iMacs für farbverbindliches Arbeiten verwenden können, hängt prinzipiell von Ihrem Anspruch ab. Apple verbaut in seinen Geräten IPS-Panels, insofern ist mit einer guten Blickwinkelstabilität zu rechnen. Der Farbraum reicht jedoch in der Regel nur etwas über sRGB hinaus und die spiegelnden Monitore wirken sich negativ auf die Farbbeurteilung aus. Auch sind Apple-Monitore nicht hardwarekalibrierbar. Insofern können Farben nur über eine Softwarekalibrierung angepasst werden. Dabei kann es unter anderem zu unsauberen Farbübergängen (Farbabrissen) kommen.
Insofern empfehle ich Ihnen aktuell für farbverbindliches Arbeiten immer einen professionellen Zweitmonitor wie den Eizo CG277-BK (mehr Informationen unten).
Falls sie ein knappes Budget haben, können Sie ergänzend zum iMac beispielsweise den erschwinglichen Eizo CS2420 erwerben (mehr Informationen unten). Den Hauptteil Ihrer Grafikarbeit können Sie so weiterhin auf dem großen iMac-Hauptmonitor erledigen. Zur Farbabstimmung und Bildbearbeitung wechseln Sie dann einfach zu Ihrem kleinen „Proof-Monitor“.
Monitorempfehlungen für farbverbindliches Arbeiten
Eizo CG277-BK
Bildschirmdiagonale: 27 Zoll
Auflösung: 2560 x 1440(WQHD)
Pixeldichte: 109 ppi
Hardwarekalibrierbar: Ja
Herstellergarantie: 5 Jahre
Mit integriertem Messgerät und Lichtschutzblende
Dieser Monitor hat bereits ein vollwertiges integriertes Messgerät zur Monitorkalibrierung.
Testergebnisse von Prad.de
Die folgenden Werte sind Auszüge eines professionellen Monitortests von Prad.de.
[star rating=”5″ max=”5″] Blickwinkelabhängigkeit
[star rating=”4″ max=”5″] Kontrast
[star rating=”5″ max=”5″] Bildhomogenität (Helligkeitsverteilung)
[star rating=”5″ max=”5″] Bildhomogenität (Farbreinheit)
[star rating=”5″ max=”5″] Farbraumvolumen sRGB (100 %)
[star rating=”5″ max=”5″] Farbraumvolumen ISO Coated (100 %)
[star rating=”5″ max=”5″] Farbraumvolumen AdobeRGB (98 %)
[star rating=”4″ max=”5″] Farbraumvolumen ECI-RGB 2.0 (90 %)
[star rating=”5″ max=”5″] Farbgenauigkeit nach der Kalibrierung
Den vollständigen Testbericht finden Sie hier.
Kosten
1.852,84 € inkl. MwSt. bei Amazon
Eizo CS2730
Bildschirmdiagonale: 27 Zoll
Auflösung: 2560 x 1440 (WQHD)
Pixeldichte: 109 ppi
Hardwarekalibrierbar: Ja
Herstellergarantie: 5 Jahre
Zusätzliches Equipment notwendig
Für diesen Monitor benötigen Sie zusätzlich ein Colorimeter zum kalibrieren des Monitors sowie eine Lichtschutzblende
Testergebnisse von Prad.de
Die folgenden Werte sind Auszüge eines professionellen Monitortests von Prad.de.
[star rating=”5″ max=”5″] Blickwinkelabhängigkeit
[star rating=”5″ max=”5″] Kontrast
[star rating=”5″ max=”5″] Bildhomogenität (Helligkeitsverteilung)
[star rating=”5″ max=”5″] Bildhomogenität (Farbreinheit)
[star rating=”5″ max=”5″] Farbraumvolumen sRGB (99 %)
[star rating=”5″ max=”5″] Farbraumvolumen ISO Coated (98 %)
[star rating=”4″ max=”5″] Farbraumvolumen AdobeRGB (94 %)
[star rating=”3″ max=”5″] Farbraumvolumen ECI-RGB 2.0 (85 %)
[star rating=”5″ max=”5″] Farbgenauigkeit nach der Kalibrierung
Den vollständigen Testbericht finden Sie hier.
Kosten
1.087,02 € inkl. MwSt. bei Amazon
Eizo CS2420
Bildschirmdiagonale: 24 Zoll
Auflösung: 1920 x 1200
Pixeldichte: 94 ppi
Hardwarekalibrierbar: Ja
Herstellergarantie: 5 Jahre
Zusätzliches Equipment notwendig
Für diesen Monitor benötigen Sie zusätzlich ein Colorimeter zum kalibrieren des Monitors sowie eine Lichtschutzblende.
Achtung Pixeldichte
Wenn Sie Monitore mit einer hohen Pixeldichte gewohnt sind (beispielsweise 4K-Monitore, Retina-Displays etc.) dann wird Sie eventuell die vergleichsweise unschärfere und »pixeligere« Darstellung von Schriften und Linien stören. Bei der Bildbearbeitung und Farbabstimmung ist dies jedoch kein Mangel.
Testergebnisse von Prad.de
Die folgenden Werte sind Auszüge eines professionellen Monitortests von Prad.de.
[star rating=”5″ max=”5″] Blickwinkelabhängigkeit
[star rating=”4″ max=”5″] Kontrast
[star rating=”5″ max=”5″] Bildhomogenität (Helligkeitsverteilung)
[star rating=”5″ max=”5″] Bildhomogenität (Farbreinheit)
[star rating=”5″ max=”5″] Farbraumvolumen sRGB (99 %)
Farbraumvolumen von ISO Coated wurde nicht getestet.
[star rating=”5″ max=”5″] Farbraumvolumen AdobeRGB (97 %)
[star rating=”3″ max=”5″] Farbraumvolumen ECI-RGB 2.0 (88 %)
[star rating=”5″ max=”5″] Farbgenauigkeit nach der Kalibrierung
Den vollständigen Testbericht finden Sie hier.
Kosten
592,94 € inkl. MwSt. bei Amazon
Colorimeter zur Kalibrierung des Monitors
Professionelle Proof-Monitore sind zwar häufig schon im Vorfeld gut kalibriert, müssen jedoch regelmäßig nachkalibriert werden damit dies auch so bleibt. Auch müssen Sie den Monitor per Colorimeter zunächst an Ihre persönliche Anforderungen anpassen (Helligkeit, Farbtemperatur etc.).
Ein empfehlenswertes Messgerät zum Kalibrieren des Monitors ist beispielsweise das »X-Rite i1Display Pro«. Mit diesem können Sie alle Monitore (auch von Laptops) sowie Beamer kalibrieren. Mit dem drehbaren Lichtdiffuser können Sie zusätzlich das Umgebungslicht an Ihrem Arbeitsplatz messen. Kosten: 229,91 € inkl. MwSt. bei Amazon
Arbeitsumgebung und Umgebungslicht
Arbeitsumgebung
Wie Sie den Monitor richtig aufstellen, sehen Sie im folgenden Video der Firma Cleverprinting:
Umgebungslicht
Ein gedrucktes Foto hat unter Sonnenlicht eine andere Farbwirkung als unter Kunstlicht, da es das Umgebungslicht reflektiert. Monitore hingegeben reflektieren kein Umgebungslicht, sondern strahlen Licht aus. Dies kann dazu führen, dass ein Motiv am Monitor sich vom gedruckten Motiv auf Ihrem Schreibtisch unterscheidet.
Aber auch auf die Wahrnehmung der Farben am Monitor hat das Umgebungslicht einen Einfluss. Wird beispielsweise die weiße Wand hinter Ihrem Monitor von abendlichem Sonnenlicht angestrahlt, beeinflusst das Ihre Wahrnehmung von »Weiß«. Das zuvor als neutral wahrgenommene Monitorweiß wirkt jetzt bläulicher.
Deshalb müssen Sie Umgebungslicht und die Monitoreinstellungen aufeinander abstimmen. Da Sie das Tageslicht, welches durch Fenster und Lichtschächte einfällt nicht beeinflussen können, sollten Sie es aufgrund seiner wechselnden Helligkeit und Farbtemperatur möglichst mit Vorhängen oder Jalousien abschirmen/reduzieren.
Leuchtmittel
Bezüglich der Leuchtmittel an Ihrem Arbeitsplatz sollten Sie auf den CRI-Wert sowie die Farbtemperatur achten. Der CRI-Wert beschreibt die Qualität der Farbwiedergabe einer Lichtquelle. Dieser Wert sollte mindestens 80 betragen. Zur Beurteilung von Druckprodukten sollte die Farbtemperatur des Leuchtmittels 5000 K betragen. Professionelle Normlichtlampen finden Sie unter anderem bei just-normlicht.
Leuchtkästen
Möchten Sie, dass eine gedruckte Broschüre neben Ihrem Monitor genauso aussieht, wie Sie diese am Monitor wahrnehmen, erreichen Sie dies am Einfachsten mit einem Normlicht-Leuchtkasten. Aktuelle Leuchtkästen sind auch für Papiere mit optischen Aufhellern* geeignet. Ihr Leuchtmittel hat einen erhöhten UV-Anteil. Aktuelle Leuchtkästen finden sie beispielsweise bei Grafipress.
*Optische Aufheller sind chemische Zusätze, welche unsichtbares UV-Licht in sichtbares Licht verwandeln. Fällt Tageslicht mit seinem UV-Bestandteil auf Papiere mit optischen Aufhellern wirkt das Papier weißer und bläulicher.
Umgebungslicht überprüfen
Die tatsächliche Farbtemperatur und die Helligkeit Ihres Arbeitsplatzes können Sie mit dem Colorimeter »X-Rite i1Display Pro« messen und überprüfen.
Kalibrierung Ihres Monitors
iMac und Macbook-Displays mit dem i1 Display-Pro
Wie Sie vorhandene Apple-Displays kalibrieren, sehen Sie im folgenden Video der Firma Cleverprinting.
Beispielhafte Kalibrierung eines Eizo-Monitors mit bereits verbautem Messgerät
Diese Anleitung der Firma Cleverprinting können Sie auch für den oben empfohlenen Monitor Eizo CG277-BK verwenden.
Vergleich mit einer gedruckten Testform
Haben Sie Ihren Monitor kalibriert, sollten Sie diesen anschließend mit einem Druckmuster vergleichen. Bei der Firma Cleverprinting können Sie eine Testform mit Motiven und Farben erwerben. Die darauf abgedruckten Motive können Sie ebenfalls als JPEG herunterladen.
Öffnen Sie das JPEG in Photoshop und aktivieren Sie unter »Ansicht > Proof einrichten« je nach Testform entweder das Profil ISOcoated_v2 oder PSO-coated_v3. Nun vergleichen Sie die Monitordarstellung mit der gedruckten Testform. Dadurch können Sie relativ gut beurteilen, inwiefern Ihre Monitordarstellung farbverbindlich ist.
Zur gedruckten Testform von Cleverprinting
Zum Testbild für Photoshop von Cleverprinting
Umgebungslicht beachten!
Das Umgebungslicht hat einen starken Einfluss darauf, wie Sie die Farben auf der Testform wahrnehmen. Betrachten Sie die Testform deshalb unter einer Normlichtlampe beispielsweise von just-normlicht oder unter neutralem Tageslicht (ohne Sonne).